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DIE VORGESCHICHTE
Bevor wir in die Geschichte des Schwimmvereins „einsteigen“ sei hier die
Entwicklung der „Schwimmerei“ im allgemeinen dem Leser nahe gebracht.
Die Schwimmbewegung
in Nürnberg
Der Aussatz, in Deutschland sehr häufig anzutreffen und durch Unreinlichkeit
immer mehr ausgebreitet, gab zur Errichtung vieler Badestuben Anlass, weil
man einsah, dass das öftere und sorgfältige Baden eines der bewährtesten
Hilfsmittel gegen diese schreckliche Krankheit wäre.
Die damaligen Bewohner waren aber so sehr an die Unsauberkeit und Unrein-
lichkeit gewöhnt, dass sich Fürsten, Geistlichkeit und Magisträte in den Städten
alle Mühe geben mussten, um der Bevölkerung die Benutzung der öffentlichen
Bäder nahe zubringen. Die älteste Badestube in Nürnberg war das so genannte
Rosenbad, auch Burgbad genannt (um 1250).
Eine weitere Badestube, die sich an der Pegnitz befand, wurde im Jahre 1288
von Konrad von Nürnberg, laut einer Urkunde, dem hiesigen Franziskanerklos-
ter übergeben.
Die Volksgesundheit
und Auswüchse des Schwimmens
Im „Original-Text“ ist hierzu nachzulesen: Obgleich das Baden, dem einstim-
migen Urteil der Ärzte von großem Nutzen ist, indem dadurch nicht nur die
Reinlichkeit, sondern auch die Stärke und Gesundheit des menschlichen Körpers
gefördert wird, so kommen dennoch die öffentlichen Bäder wieder in Abnahme,
wozu mehrere Ursachen beitrugen.
Da die meisten Menschen für ihre Reinlichkeit selbst auf alle Art zu sorgen
angefangen haben, hielt man das öftere Baden für unnötig und überflüssig.
Dazu kommen noch verschiedene Missbräuche, die sich nach und nach bei
dem Gebrauche der öffentlichen Bäder einschlichen, indem nicht nur ledige
Personen, welche dieselben besuchten, sondern auch die Badknechte und Bad-
jungen, welche sie bedienten, sich allerlei Mutwillen erlaubten, wie dann unter
anderem für letztere von der Polizei wegen das Gesetz gemacht werden musste
„dass sie nicht nackt über die Straße laufen sollten!“
In einer Nürnberger Chronik heißt es: „ehrbare Leute gingen nicht gerne in
die Badstuben, weil diese elend geworden, die Losköpfe angeschworen und
zum Teil gestorben“. Doch hat man noch im Jahre 1863 im Sandbad gebadet.
Erst Verbot, dann Erlaubnis
des öffentlichen Badens
Der Hochlöbliche und Hochweise Rath des Heiligen Reiches Stadt Nürnberg
verbot in einer Veröffentlichung am 21. 6. 1753 das Baden in der Pegnitz
und Weyhern unter Androhung einer Geld- oder Zuchthausstrafe. Gemeinen
Stadtdienern, Gerichtsknechten und anderen hierzu bestellten Personen wurde
aufgetragen, sich der Kleider der Frevler habhaft zu machen, um sich der
gebührenden Bestrafung zu versichern.
In einem Publicandum von Nürnberg vom 27. 7. 1807 erlässt die Königlich
Baierische Polizei Direction eine Veröffentlichung, wonach das Baden
„auf der Schütt“ erlaubt wird. Der „Strom“ wurde soweit als erforderlich
gereinigt.
Außer an den bestimmten Orten durfte in dem Pegnitzfluss innerhalb der
Stadt nirgends gebadet werden. Nürnberg hatte um die Jahrhundertwende,
neben zahlreichen städtischen Brause-, Wannen- und Flussbädern das Militär-
Schwimmbad auf der Wöhrder Wiese, das Ludwigs-, Wild- und Ottobad mit
Schwimmhallen. Außerdem eine Reihe medizinischer Bäder, dazu noch die
Bäder am Dutzendteich.
Schwimmvereine entstehen
Es war im Jahre 1896, als der damalige Vorsitzende des Kreises Sachsen des
Deutschen Schwimmverbandes, Ewald Renner, im Ludwigsbad zu Nürnberg ein
kleines Häuflein Nürnberger Schwimmer um sich sammelte, das dann mit dem
„Schwimmclub Noris“ einen der ersten Schwimmvereine in Bayern ins Leben rief.
Doch bald war mit dem Scheiden Renners von Nürnberg auch die Lebensdauer
des „Noris“ wieder beendet. Fast gleichzeitig mit dem Verschwinden des Noris
bildete sich der Schwimmclub Nürnberg imWildbad, dem allerdings auch nur
ein kurzes Wirken bis 1898 beschieden war.
1907 entstand der 1. Nürnberger Schwimmverein - einige Zeit bestand auch
der Schwirmmsportverein „Norimbergia“, um nach kurzer Dauer wieder in die
Versenkung zu verschwinden.
Der 1. Nürnberger Schwimmverein führte 1908 bereits das 1. Wettschwimmen
„Quer über den Dutzendteich“ durch, das der Schwimmbewegung eine Reihe
neuer Anhänger zuführte.
1909 fand dann das 1. nationale Wettschwimmen am Dutzendteich statt,
das von den besten Schwimmern Süddeutschlands besucht war.
Schwimmvereine und -Abteilungen in Nürnberg
in der Reihenfolge der Gründungen:
1. Schwimmclub Noris
2. Schwimmclub Nürnberg
3. Schwimmsportverein Norimbergia
4. 1. Nürnberger Schwimmverein von 1907
5. Schwimmerbund Bayern
6. Schwimmabteilung des TSV 1846 Nürnberg
7. Schwimmabteilung des 1. FCN
8. Schwimmabteilung des FC Noris
9. Schwimmabteilung des FC Pfeil
10. Schwimmabteilung der Turngemeinde
11. Schwimmabteilung des Po1izeisportvereins
12. Schwimmabteilung des Turnvereins 1873
13. Schwimmabteilung des Postsportvereins
14. Schwimmverein Kolping
15. Schwimmverein „Bar Kochba“
16. Schwimmverein Franken des Arbeiter Sportkartells
Weitere Vereinsgründungen kamen
in den Folgejahren hinzu.
Eine Postkarte aus dem Jahr 1910 zeigt die Bademode ihrer Zeit.
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