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Schwimmen
Wasserball
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1913 – 2013
JAHRE
Sommer 1992 –
das Clubbad am
Scheideweg
Es war eine der schwierigsten Jahre der Schwimmab-
teilung. Sportlich gab es keine Glanzlichter, was aber
mehr belastete war die wirtschaftliche Situation.
Nach Ende der Hallensaison werden Bäder aus
finanziellen Gründen oder wegen Asbestsanierung
geschlossen.
Die Stadt Nürnberg streicht zunächst den Zuschuss
für das Freibad, der Club hat kein Geld für notwendi-
ge Reparaturen. Die Cafeteria wird neu verpachtet,
die Technik muss völlig erneuert werden. Die total
veraltete Stromversorgung birgt ein permanentes
Sicherheitsrisiko. Jeder vernünftige Mensch mit
derartigen Problemen als Nebenjob sagt: dann muss
das Bad geschlossen bleiben.
Nicht bei Werner Swatosch. Das war für ihn geradezu
eine Herausforderung. Schlaflose Nächte bereitet
ihm „sein“ Clubbad, das er doch für die Aktiven,
seinen Mitgliedern und den treuen Badegästen er-
halten wollte. Die notwendigen Vorbereitungen (von
Personal bis Heizung und Chemie) auf die Saison
verursachen einen sechsstelligen Kostenblock.
Aufgrund seiner Erfahrung und mit Unterstützung
seines Schatzmeisters und Bankers Rudi Meinecke
stellten sie einen Haushaltsplan auf. Zusagen für die
Risikoübernahme bei negativem Ausgang (auch von
Nichtmitgliedern!) sollten den Schritt erleichtern.
Denn mit Beginn der Freiwassersaison hat die
Schwimmabteilung die Eigenverantwortung für das
Freibad übernommen (technisch wie wirtschaftlich).
Das Restrisiko war das Wetter.
Petrus muss ein Clubmitglied sein oder zum Ehren-
mitglied ernannt werden - er bescherte einen fanta-
stischen Sommer. Mit 65.000 Besuchern und guten
Saisonkartenverkäufen und einer Eintrittspreiserhö-
hung wurden die Planzahlen weit übertroffen. Aber
reicht das Geld notwendige Reparaturen bewerkstel-
ligen zu können?
Das Dach der Umkleidekabinen muss saniert wer-
den (da helfen keine aufgestellten Eimer mehr),
der Gästetrakt braucht dringend Duschen und zur
Kostenerfassung sind allerorts Strom- und Wasser-
zähler notwendig, die eine zweifelsfreie Abrechnung
ermöglichen.
Die Mitglieder waren ihrem Abteilungsleiter und
seinem Schatzmeister für deren Einsatz sehr dankbar
und zollten ihnen bei der Jahreshauptversammlung
entsprechenden Applaus.
Auf dem Foto telefoniert Horst Krebs
gerade entweder mit demWetteramt
oder dem Vorstand, wie lange er das
Bad bei kühlen Temperaturen noch
offen lassen soll.
Bademeister, Schwimmmeister -
aus der Geschichte des Schwimmens sind sie nicht wegzudenken. Um 1900
galten sie als Persönlichkeiten (siehe auch Seite 8), heute sind sie unverzicht-
bare Mitarbeiter und meistens auch die einzigen Festangestellten. So war auch
der Schwimmmeister im 1925 eröffneten Zabo-Bad mit allen Vollmachten
ausgestattet. Und ab 1968 im „Neuen Zabo“ an der Valznerweiherstraße war
es nicht anders.
Wollen wir stellvertretend auf drei ihrer Zunft eingehen: Da war
Kurt Schuler
,
wegen seiner bronzenen Hautfarbe auch „brauner Bomber“ genannt - ein
Original, der einigen älteren Mitgliedern noch gut in Erinnerung sein wird.
Für Schlagzeilen in der Presse sorgte Kurt Schuler zur Saisoneröffnung im Mai
1975, als er bei dem Versuch eine Chlorgasflasche anzuschließen, sich Verät-
zungen der Atemwege zuzog - knapp an einer Giftgas-Katastrophe vorbei.
Ein Spezialtrupp der Feuerwehr entschärfte die 800-l-Gasflasche, Kurt Schuler
kam für einige Tage ins Nürnberger Klinikum. Der Saisonstart musste um drei
Tage verschoben werden.
Nicht weniger als 11 Badesaisons war ab 1985
Johan Cirlan
der gute Geist im
Clubbad. Für die Badedauergäste war er mit seiner ruhigen und besonnenen Art
eine Institution. Der aus Rumänien stammende Schwimmmeister kannte alle
Ecken in „seinem“ Clubbad und wusste sich als Einzelkämpfer auch immer zu
helfen. Seine größte Tat: im Sommer 1990 rettete er ein 4-jährigen Mädchen
mit Wiederbelebungsversuchen.
Seit 13 Jahren steht nun schon
Horst Krebs
am Beckenrand, wenn er sich nicht
gerade in den Katakomben des Clubbads um die Betriebstechnik kümmert. Mit
der großen Erfahrung, die er in Gelsenkirchen im Revierpark Nienhausen mit
7 Becken, Sprungturm, Wasserrutschen, Wellenbecken und 13 Kollegen in
7 Jahren erworben hat, kann ihn im Clubbad nicht so schnell etwas aus der
Ruhe bringen. Wollen wir hoffen, dass ihm solche Erfahrungen wie seinen
Vorgängern erspart bleiben.
Johan Cirlan
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